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Was tun, wenn man einen jungen Seehund am Strand entdeckt? - Seehundjäger und Naturschützerin gemeinsam im Einsatz auf Helgoland

 Meeresbiologin Dr. Rebecca Ballstaedt und Seehundjäger Michael Janßen schützen die Seehunde auf der Helgoländer Düne. Foto: Caroline Essner

In den Sommermonaten findet man an der Nordseeküste vermehrt junge Seehunde. An der gesamten schleswig-holsteinischen Nord- und Ostseeküste sind deswegen jeden Tag Naturschützer:innen und Seehundjäger:innen gemeinsam zum Schutz der Robben im Einsatz. Mit dem richtigen Verhalten kann jede:r Strandbesucher:in den Seehundschützer:innen dabei helfen. Auf der Helgoländer Düne informieren Dr. Rebecca Ballstaedt vom Naturschutzverein Jordsand und Seehundjäger Michael Janßen darüber, was man in dieser besonderen Zeit unbedingt beachten sollte.

 

„Wichtig ist, dass es ganz normal ist, eine junge Robbe allein am Strand zu sehen. Die Tiere sind eventuell schon abgestillt oder die Mutter ist auf Nahrungssuche“, sagt Janßen. „Meist kehrt die Mutter spätestens nach einigen Stunden zu ihrem Jungtier zurück.“ In den Sommermonaten von Juni bis August kann es aber vorkommen, dass junge Seehunde dauerhaft von der Mutter getrennt werden. Dies kann beispielsweise durch Stürme oder Störungen geschehen. Solche Jungtiere werden Heuler genannt, da sie mit einem Heulen auf sich aufmerksam machen, damit ihre Mutter sie wiederfindet. Dieses Heulen ist eigentlich ein ganz normales Signal, um mit der Mutter in Kontakt zu bleiben oder ein Wiederfinden einfacher zu machen. Auch geschwächte Jungtiere, die bereits selbstständig sind, sieht man an den Stränden.

 

Selbst wenn es sich um einen heulenden Seehund handelt, sollte man sich dem Tier aber auf keinen Fall nähern oder es gar anfassen: „Auch den Weg zwischen Tier und Strand sollte man unbedingt frei lassen, damit die Mutter ungestört zu ihrem Jungen kommen kann“, sagt Ballstaedt. Ob es sich um einen Heuler handelt, der Hilfe benötigt, kann nur von Expert:innen wie den staatlich ernannten Seehundjäger:innen eingeschätzt werden. „Auch wenn die Heuler süß aussehen, niemals selber tätig werden und keinesfalls versuchen, das Tier einzufangen! Zum einen macht man sich trotz bester Absichten nach dem Bundesjagdgesetz strafbar und zum anderen gefährdet man sich selbst, denn die Jungtiere können kratzen und beißen und haben eine infektiöse Mundflora“, appelliert Janßen eindringlich an die Strandbesucher:innen.

 

Deshalb gelten bei Sichtung einer scheinbar hilfsbedürftigen Robbe folgende Verhaltensregeln: Auf keinen Fall dem Tier nähern. Großen Abstand halten. Den Weg zwischen Robbe und Wasser nicht versperren, damit die Mutter zu ihrem Jungen findet. Hunde an die Leine nehmen. Den Fund telefonisch an die einzige vom Land Schleswig-Holstein autorisierte Auffangstation für Seehunde in Friedrichskoog melden (Telefon 04854/1372). Diese informiert dann den/die zuständige:n Seehundjäger:in. „Sollte die Seehundstation telefonisch nicht erreichbar sein, kann man auch die örtliche Polizei oder einen Seehundjäger direkt anrufen“, weiß Rebecca Ballstaedt. Die Seehundjäger:innen prüfen dann, ob dem Jungtier von Menschenhand geholfen werden muss und kann. Wenn dem so sein sollte, wird das Tier in die Seehundstation nach Friedrichskoog gebracht und dort aufgezogen. Um Eingriffe in die Natur und die Robbenbestände möglichst zu vermeiden, würde dies nur in Fällen erwogen, in denen es Sinn mache, erklärt Ballstaedt: „Wenn ein Tier eigentlich fit, aber deutlich an Kraftreserven verloren hat und somit geschwächt ist oder das Muttertier nicht wieder auftaucht, dann entscheidet man sich für eine Aufnahme.“

 

Auch wenn die Bezeichnung Seehundjäger:in im ersten Augenblick etwas befremdlich klingt und vermeintlich für die Zukunft des Tieres nichts Gutes bedeuten könnte, handelt es sich um vom Land Schleswig-Holstein beauftragte Jagdaufseher:innen, die speziell für den Umgang mit Seehunden geschult sind. Die ehrenamtlichen Seehundjäger:innen jagen schon seit 1974 keine Robben mehr, sondern kümmern sich um die Hege und Pflege des Seehundbestandes. Sie befreien Seehunde und Kegelrobben aus Fischereinetzen, entfernen verwesende Kadaver von den Stränden und achten darauf, dass die Gesetze zum Umgang und Schutz der Robben eingehalten werden. „Damit wir den Gesundheitszustand jedes Tieres richtig beurteilen, werden alle Sehundjäger:innen jährlich von der Tierärztlichen Hochschule Hannover und der Seehundstation Friedrichskoog geschult“, erklärt Janßen. „Auch wenn es hart erscheint, kann nicht allen Jungtieren geholfen werden. Manchmal verspricht der Transport in die Seehundstation mehr Leiden als Aussicht auf Heilung und in diesem Fall müssen wir das Tier erlösen.“ Diese Entscheidung wird nicht leichtfertig getroffen. Sie resultiert aus der Erfahrung des Seehundjägers/der Seehundjägerin, der Zustandsbeurteilung am Fundort und den Möglichkeiten dem Tier zu helfen.

 

Kontakt für Nachfragen:

Leonie Enners

Verein Jordsand zum Schutz der Seevögel und der Natur e.V.

Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Telefon: 0171 - 7261162

E-Mail: leonie.enners@jordsand.de

 

Michael Janßen

Gemeinde Helgoland

Seehundjäger

Telefon: 04725 808-750

E-Mail: m.janssen@helgoland.de

Kontakt

Verein Jordsand zum Schutz der Seevögel und der Natur e. V.

Bornkampsweg 35

22926 Ahrensburg

Tel.: 04102 32656

Email: info@jordsand.de


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